Herrliche, sonnenbeschienene Buchenwälder und ein munteres Flüsschen, das sich zwischen mächtigen Granitbrocken seinen Weg bahnt: Es gibt nur wenige Täler im Harz, die so wildromantisch und abwechslungsreich sind. Zu recht hat Heinrich Heine dem Ilsetal in seiner »Harzreise« ein literarisches Denkmal gesetzt und darin auch die Sage von der Prinzessin Ilse anklingen lassen. Es ist der wohl schönste Weg zum Brocken, jedenfalls was den ersten Teil, die Wanderung durchs Ilsetal, angeht. Den weiteren Aufstieg zum höchsten Harzgipfel nehmen wir allerdings nicht in Angriff, sondern biegen hinter den Oberen Ilsefällen an der Roten Brücke ab zur Plessenburg. Von dort geht es über den Ilsestein zurück nach Ilsenburg.
Tausende machen sich im Laufe eines Jahres auf den Weg zum Brockengipfel, dem meistbesuchten Berg Deutschlands. Wie kommt man zum malerischen Heinrich-Heine-Wanderweg? Nach einer kurzen Fahrt durch den Luftkurort Ilsenburg, ist man schnell am Parkplatz »Erlebniswald Ilsetal« und folgt
für rund einen Kilometer auf einem angenehmen Fußweg der nichtöffentlichen Straße, vorbei an Hotels, Ferienhäusern und einem Wohnmobilstellplatz in üppiger Natur. Der Heinrich-Heine-Weg beginnt dann am Hotel »Am Ilsestein«.
»Einmalige Lichtstimmung«
Nun taucht man endgültig ein in ein Tal der Sagen und Mythen, genießt die Lichtstimmung in den Baumwipfeln und das Glitzern des Wassers. Der Weg führt etwa vier Kilometer am Ufer der Ilse entlang. Wer die Flussseite wechseln möchte, hat durch verschiedene Brücken immer wieder die Möglichkeit. Eine nahe, fest ausgebaute Talstraße wird gern von Mountainbikern genutzt sowie von Wanderern, die schnell voran kommen möchten.
»Rendezvous mit einer Wasseramsel«
Wir dagegen bleiben dicht am Ufer, bewundern die erstaunlichen Felsformationen und freuen uns über die urwüchsige, manchmal wilde Natur, etwa, wenn drei bis vier Baumstämme mikado-mäßig übereinander liegen, darunter das tosende Wasser der Ilse.
An einer anderen Stelle wartet ein Fotograf geduldig auf ein Rendezvous mit einer Wasseramsel, die es hier zahlreich gibt. »Sie liebt es in der Ilse zu baden und nach Fliegenlarven zu tauchen», erzählt der Fotograf.
»Warum Waldspaziergänge so gesund sind«
Die Natur mit ihren vielen Sinneseindrücken war nicht nur für Heinrich Heine eine Quelle der Inspiration, vor allem, wenn man wandernd unterwegs ist. Dies unterstreicht Goethe mit den Worten: »Nur wo du zu Fuß warst, da bist du wirklich gewesen.« Heinrich Heine ging im September 1824 zu Fuß von Göttingen über Northeim, Osterode, Clausthal und Goslar zum Brocken und ins Ilsetal. Die wohltuenden Wirkungen der Natur auf Körper, Geist und Seele entdecken heute zunehmend auch junge Leute wieder. Das zeigen uns die Begegnungen während unserer Tour durchs Ilsetal.
»Der sagenumwobene Ilsestein«
Einst – so geht die Sage – soll es auf dem mächtigen Gipfel des Ilsesteins eine Burg gegeben haben, in der ein König mit seiner lieblichen Tochter Ilse lebte und in die sich ein Junker verliebte. Eben diesen Junker hatte aber auch eine reiche, missgünstige Zauberin für ihre Tochter – bekannt für ihre bösen
Augen und ihre gehässigen Reden – als Mann erkoren. Mit ihrer ganzen Zauberkraft soll sie ein unbeschreibliches Unwetter herauf beschworen haben, so dass vom Brocken verheerende Wassermassen zu Tal stürzten und Klippe um Klippe sowie die Burg und ihre Bewohner hinab in die Tiefe rissen.
Mehrere Köhler sahen das grausige Schauspiel und bemerkten aber auch, als Ilse langsam hinabsank, dass eine mächtige Gestalt die Prinzessin aufhob und forttrug. Am Schluss der Sage heißt es dann: »Die holde Königstochter wohnt noch immer im Ilsestein, und vorzeiten hat sie mancher gesehen, wenn sie im schimmernden Gewande, die Krone auf den blonden Haaren, aus dem Felsspalt hervorgetreten ist. Dann hat sie sich im Wasser der Ilse gebadet und ist mit Sonnenaufgang wieder verschwunden.
Nicht nur die Bäume machen einen wilden Wald aus, sondern auch die kleinen, im Laub verborgenen, Bewohner, wie hier der Salamander im Ilsetal. Das Eichhörnchen braucht sich keine Sorgen um seine Wintervorräte machen. (Fotos: Anni Wilhelm)
Alle aber, welche sich der Prinzessin keuschen Herzens nähern, überschüttet sie mit Wohltaten; demjenigen dagegen, der unreinen Herzens die Badende überraschen will, sprengt sie Wasser in die Augen und verwandelt ihn in eine alte, zottige Tanne.«
»Ein ganz Großer der Waldwirtschaft«
Kurz hinter dem Ilsestein liegt der Zanthierplatz, eine kleine Lichtung mit einem Hinweis auf den im 18. Jahrhundert gelebten Oberforstmeister Hans Dietrich von Zanthier. Statt gleichgültig mit den Schultern zu Zucken, sollte man hier eigentlich eine Gedenkminute einlegen, denn Zanthier gründete in Ilsenburg die erste forstliche Lehranstalt Deutschlands und gilt als Wegbereiter moderner, nachhaltiger Waldbewirtschaftung (Foto siehe unten in der Bildergalerie).
Die Natur spielt im Ilsetal Mikado.
»Der Weg der Ilse zur Nordsee«
Auf dem Weg durchs Ilsetal begleiten den Wanderer zahlreiche Hinweistafel. So erfahren wir, dass die Ilse im Brockenbett in 1000 Metern Höhe entspringt, nach etwa 30 Kilometern bei Börßum in die Oker mündet, die wiederum in die Aller fließt. Diese vereinigt sich bei Verden mit der Weser, so dass das Wasser der Ilse schließlich bei Bremerhaven in die Nordsee gelangt.
»Die Unteren und Oberen Ilsefälle«
Poetischer als Heinrich Heine in seiner »Harzreise« hat wohl kaum jemand dem Flüsschen Ilse gehuldigt: »Es ist unbeschreiblich, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, sodass das Wasser hier wild emporzischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gießkannen, in reinen Bögen sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja, die Sage ist wahr, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumgewand!«
Die Unteren Ilsefälle (links) gehen nahtlos in die Oberen über.
Vor den Unteren Ilsefällen wechseln wir auf die Ostseite des Flüsschens. Der schmale Weg führt jetzt über kleine Felsstufen und wird auf 1200 Metern deutlich anspruchsvoller. Dabei gehen die Unteren Ilsefälle nahtlos in die Oberen über. Gut vorstellbar, dass die Ilse nach der Schneeschmelze im Frühjahr zu einem tosenden Ungeheuer wird, wie es einer der Wanderer formulierte.
Sabine und Karsten Muhlert sind bereits zum 12. Mal hier. Sie kommen aus Hannover und wollen zum Brocken. Das Ilsetal ist einfach »traumhaft«, sagen sie.Michael Koch fährt mit dem Mountainbike das Ilsetal hoch und biegt dann ab zur Plessenburg. Von dort geht es zum Ottofelsen und dann wieder zurück nach Ilsenburg, insgesamt 20 Kilometer. Koch: »Wo finden Sie sonst so viel Abwechslung und eine so super-klare Luft. Es macht einfach Riesenspaß.«Maike Boß und Maximilian Lux sind zum ersten Mal im Harz und wollen hier eine Woche wandern. Sie kommt aus Bonn, er aus Chemnitz. Die beiden haben sich im letzten Jahr auf dem Jakobsweg kennengelernt.
Anni Wilhelm fotografiert aus privatem Interesse die letzten Urwälder Deutschlands und will nach dem Ilsetal auch noch ins Bodetal. An ihrem ersten Tag hat Wilhelm, die in Nürnberg Software-Entwicklerin ist, den Brocken bei Sonnenaufgang erlebt, mit einem Wolkenmeer unter sich. »Fantastisch!«
»Kontrastprogramm«
Während der Weg durchs Ilsetal vor allem durch Buchenwälder geprägt ist, dominiert Richtung Plessenburg der Tannenwald. Immer wieder gibt es dabei reizvolle Ausblicke ins Ilsetal. Am Wegesrand zuweilen mächtige Granitfelsen.
Wer bei dem Namen Plessenburg eine Trutzburg, ein Felsennest, erwartet, wird enttäuscht. Der heimelige Flecken, der nach einem Herrn von Pleß benannt wurde, besteht aus einem Forsthaus sowie einem 1776 erbauten Jagdhaus, das heute als Waldgaststätte den Wanderer erfreut.
Ein perfekter Tag an der Plessenburg.
»Paternosterklippe mit einer malerischen Kulisse«
Unser nächstes Ziel ist die Paternosterklippe. Um diese schön gelegene Felsattraktion zu erreichen, gehen wir von der Plessenburg zunächst ein Stück auf einer Forststraße nach Nordwesten, bis wir zu einem großen Wegekreuz gelangen. Von dort nehmen wir einen
Zu den markanten Naturschönheiten des Ilsetals gehört auch die Paternosterklippe.
horizontal verlaufenden, sehr bequemen Pfad, bewundern die Drachenflieger und sehen zwischen den Bäumen ab und an den Brockengipfel. Der markante Fels der Paternosterklippe fällt sofort ins Auge und ergibt zusammen mit dem Herbstkleid der Buchen eine malerische Kulisse.
»Mit phantastischen Reizen geschmückt: Der Ilsestein«
Nach weiteren zwei Kilometern Fußmarsch, sind wir schließlich am Ilsestein, den die Natur nach den Worten Heinrich Heines mit phantastischen Reizen geschmückt hat. Kann es wirklich sein, dass hier einmal eine Burg gestanden hat? Offensichtlich hatte auch Heinrich Heine 1824 seine Zweifel, denn er
Auf dem 473 Meter hohen Ilsestein steht das wohl schönste Gipfelkreuz des Harzes.
schreibt: »Der Ilsefelsen ist ein ungeheurer Granitfelsen, der sich lang und keck aus der Tiefe erhebt. Von drei Seiten umschließen ihn die hohen, waldbedeckten Berge, aber die vierte, die Nordseite, ist frei, und hier schaut man in das unten liegende Ilsenburg und die Ilse, weit hinab ins niedere Land. Auf der turmartigen Spitze des Felsens steht ein großes eisernes Kreuz, und zur Not ist da noch Platz für vier Menschenfüße.«
Auch Heinrich Heine genoß schon die Aussicht vom Ilsestein – mit einem schönen Blick auf Ilsenburg.
Allerdings hat man auf dem Südharz des Ilsesteins bei Ausgrabungen wahrhaftig die Grundmauern einer Burg entdeckt. Vermutlich handelte es sich dabei aber lediglich um einen 1033 errichteten Turm mit einem Schutzwall. Anders als in der Sage durch eine böse Hexe, soll die Burg 1107 aber auf Geheiß des Papstes zerstört worden sein.
Voll praller Eindrücke machen wir uns auf den Rückweg vom 473 Meter hohen Ilsestein durch herrlichen Buchenwald zurück nach Ilsenburg, das auf einer Höhe von rund 300 Metern liegt.
Text, Fotos und Gestaltung: Michael Hotop, Jochen Hotop
Ilsenburg lebt nicht nur vom Tourismus
Neben dem Fremdenverkehr hat Ilsenburg auch eine lange Industrietradition, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, als in der Region Eisen gewonnen und verarbeitet wurde. Und heute? In dem Gewerbegebiet vor der Stadt sind Werke der ThyssenKrupp AG und der Ilsenburger Grobblech, einer Tochter der Salzgitter AG, ansässig.
In einem aktuellen Ranking der Größten Unternehmen Sachsen-Anhalts, belegt Thyssen mit über 1900 Mitarbeitern, davon 1000 in Ilsenburg, Platz 14, während die Salzgitter-Tochter mit knapp 800 Beschäftigten auf den 35. Platz kommt. »Wir haben in Ilsenburg die Vollbeschäftigung erreicht«, freut sich Bürgermeister Dennis Loeffke und geht auch für die kommenden Jahre von einer gleichbleibend guten Entwicklung aus.
Herrliche, sonnenbeschienene Buchenwälder und ein munteres Flüsschen, das sich zwischen mächtigen Granitbrocken seinen Weg bahnt: Es gibt nur wenige Täler im Harz, die so wildromantisch und abwechslungsreich sind. Zu recht hat Heinrich Heine dem Ilsetal in seiner »Harzreise« ein literarisches Denkmal gesetzt und darin auch die Sage von der Prinzessin Ilse anklingen lassen. Es ist der wohl schönste Weg zum Brocken, jedenfalls was den ersten Teil, die Wanderung durchs Ilsetal, angeht. Den weiteren Aufstieg zum höchsten Harzgipfel nehmen wir allerdings nicht in Angriff, sondern biegen hinter den Oberen Ilsefällen an der Roten Brücke ab zur Plessenburg. Von dort geht es über den Ilsestein zurück nach Ilsenburg.
Tausende machen sich im Laufe eines Jahres auf den Weg zum Brockengipfel, dem meistbesuchten Berg Deutschlands. Wie kommt man zum malerischen Heinrich-Heine-Wanderweg? Nach einer kurzen Fahrt durch den Luftkurort Ilsenburg, ist man schnell am Parkplatz »Erlebniswald Ilsetal« und folgt
für rund einen Kilometer auf einem angenehmen Fußweg der nichtöffentlichen Straße, vorbei an Hotels, Ferienhäusern und einem Wohnmobilstellplatz in üppiger Natur. Der Heinrich-Heine-Weg beginnt dann am Hotel »Am Ilsestein«.
»Einmalige Lichtstimmung«
Nun taucht man endgültig ein in ein Tal der Sagen und Mythen, genießt die Lichtstimmung in den Baumwipfeln und das Glitzern des Wassers. Der Weg führt etwa vier Kilometer am Ufer der Ilse entlang. Wer die Flussseite wechseln möchte, hat durch verschiedene Brücken immer wieder die Möglichkeit. Eine nahe, fest ausgebaute Talstraße wird gern von Mountainbikern genutzt sowie von Wanderern, die schnell voran kommen möchten.
»Rendezvous mit einer Wasseramsel«
Wir dagegen bleiben dicht am Ufer, bewundern die erstaunlichen Felsformationen und freuen uns über die urwüchsige, manchmal wilde Natur, etwa, wenn drei bis vier Baumstämme mikado-mäßig übereinander liegen, darunter das tosende Wasser der Ilse.
An einer anderen Stelle wartet ein Fotograf geduldig auf ein Rendezvous mit einer Wasseramsel, die es hier zahlreich gibt. »Sie liebt es in der Ilse zu baden und nach Fliegenlarven zu tauchen», erzählt der Fotograf.
»Warum Waldspaziergänge so gesund sind«
Die Natur mit ihren vielen Sinneseindrücken war nicht nur für Heinrich Heine eine Quelle der Inspiration, vor allem, wenn man wandernd unterwegs ist. Dies unterstreicht Goethe mit den Worten: »Nur wo du zu Fuß warst, da bist du wirklich gewesen.« Heinrich Heine ging im September 1824 zu Fuß von Göttingen über Northeim, Osterode, Clausthal und Goslar zum Brocken und ins Ilsetal. Die wohltuenden Wirkungen der Natur auf Körper, Geist und Seele entdecken heute zunehmend auch junge Leute wieder. Das zeigen uns die Begegnungen während unserer Tour durchs Ilsetal.
»Der sagenumwobene Ilsestein«
Einst – so geht die Sage – soll es auf dem mächtigen Gipfel des Ilsesteins eine Burg gegeben haben, in der ein König mit seiner lieblichen Tochter Ilse lebte und in die sich ein Junker verliebte. Eben diesen Junker hatte aber auch eine reiche, missgünstige Zauberin für ihre Tochter – bekannt für ihre bösen
Augen und ihre gehässigen Reden – als Mann erkoren. Mit ihrer ganzen Zauberkraft soll sie ein unbeschreibliches Unwetter herauf beschworen haben, so dass vom Brocken verheerende Wassermassen zu Tal stürzten und Klippe um Klippe sowie die Burg und ihre Bewohner hinab in die Tiefe rissen.
Mehrere Köhler sahen das grausige Schauspiel und bemerkten aber auch, als Ilse langsam hinabsank, dass eine mächtige Gestalt die Prinzessin aufhob und forttrug. Am Schluss der Sage heißt es dann: »Die holde Königstochter wohnt noch immer im Ilsestein, und vorzeiten hat sie mancher gesehen, wenn sie im schimmernden Gewande, die Krone auf den blonden Haaren, aus dem Felsspalt hervorgetreten ist. Dann hat sie sich im Wasser der Ilse gebadet und ist mit Sonnenaufgang wieder verschwunden.
Alle aber, welche sich der Prinzessin keuschen Herzens nähern, überschüttet sie mit Wohltaten; demjenigen dagegen, der unreinen Herzens die Badende überraschen will, sprengt sie Wasser in die Augen und verwandelt ihn in eine alte, zottige Tanne.«
»Ein ganz Großer der Waldwirtschaft«
Kurz hinter dem Ilsestein liegt der Zanthierplatz, eine kleine Lichtung mit einem Hinweis auf den im 18. Jahrhundert gelebten Oberforstmeister Hans Dietrich von Zanthier. Statt gleichgültig mit den Schultern zu Zucken, sollte man hier eigentlich eine Gedenkminute einlegen, denn Zanthier gründete in Ilsenburg die erste forstliche Lehranstalt Deutschlands und gilt als Wegbereiter moderner, nachhaltiger Waldbewirtschaftung (Foto siehe unten in der Bildergalerie).
»Der Weg der Ilse zur Nordsee«
Auf dem Weg durchs Ilsetal begleiten den Wanderer zahlreiche Hinweistafel. So erfahren wir, dass die Ilse im Brockenbett in 1000 Metern Höhe entspringt, nach etwa 30 Kilometern bei Börßum in die Oker mündet, die wiederum in die Aller fließt. Diese vereinigt sich bei Verden mit der Weser, so dass das Wasser der Ilse schließlich bei Bremerhaven in die Nordsee gelangt.
»Die Unteren und Oberen Ilsefälle«
Poetischer als Heinrich Heine in seiner »Harzreise« hat wohl kaum jemand dem Flüsschen Ilse gehuldigt: »Es ist unbeschreiblich, mit welcher Fröhlichkeit, Naivität und Anmut die Ilse sich hinunterstürzt über die abenteuerlich gebildeten Felsstücke, die sie in ihrem Laufe findet, sodass das Wasser hier wild emporzischt oder schäumend überläuft, dort aus allerlei Steinspalten, wie aus tollen Gießkannen, in reinen Bögen sich ergießt und unten wieder über die kleinen Steine hintrippelt, wie ein munteres Mädchen. Ja, die Sage ist wahr, die Ilse ist eine Prinzessin, die lachend und blühend den Berg hinabläuft. Wie blinkt im Sonnenschein ihr weißes Schaumgewand!«
Vor den Unteren Ilsefällen wechseln wir auf die Ostseite des Flüsschens. Der schmale Weg führt jetzt über kleine Felsstufen und wird auf 1200 Metern deutlich anspruchsvoller. Dabei gehen die Unteren Ilsefälle nahtlos in die Oberen über. Gut vorstellbar, dass die Ilse nach der Schneeschmelze im Frühjahr zu einem tosenden Ungeheuer wird, wie es einer der Wanderer formulierte.
»Kontrastprogramm«
Während der Weg durchs Ilsetal vor allem durch Buchenwälder geprägt ist, dominiert Richtung Plessenburg der Tannenwald. Immer wieder gibt es dabei reizvolle Ausblicke ins Ilsetal. Am Wegesrand zuweilen mächtige Granitfelsen.
Wer bei dem Namen Plessenburg eine Trutzburg, ein Felsennest, erwartet, wird enttäuscht. Der heimelige Flecken, der nach einem Herrn von Pleß benannt wurde, besteht aus einem Forsthaus sowie einem 1776 erbauten Jagdhaus, das heute als Waldgaststätte den Wanderer erfreut.
»Paternosterklippe mit einer malerischen Kulisse«
Unser nächstes Ziel ist die Paternosterklippe. Um diese schön gelegene Felsattraktion zu erreichen, gehen wir von der Plessenburg zunächst ein Stück auf einer Forststraße nach Nordwesten, bis wir zu einem großen Wegekreuz gelangen. Von dort nehmen wir einen
horizontal verlaufenden, sehr bequemen Pfad, bewundern die Drachenflieger und sehen zwischen den Bäumen ab und an den Brockengipfel. Der markante Fels der Paternosterklippe fällt sofort ins Auge und ergibt zusammen mit dem Herbstkleid der Buchen eine malerische Kulisse.
»Mit phantastischen Reizen geschmückt: Der Ilsestein«
Nach weiteren zwei Kilometern Fußmarsch, sind wir schließlich am Ilsestein, den die Natur nach den Worten Heinrich Heines mit phantastischen Reizen geschmückt hat. Kann es wirklich sein, dass hier einmal eine Burg gestanden hat? Offensichtlich hatte auch Heinrich Heine 1824 seine Zweifel, denn er
schreibt: »Der Ilsefelsen ist ein ungeheurer Granitfelsen, der sich lang und keck aus der Tiefe erhebt. Von drei Seiten umschließen ihn die hohen, waldbedeckten Berge, aber die vierte, die Nordseite, ist frei, und hier schaut man in das unten liegende Ilsenburg und die Ilse, weit hinab ins niedere Land. Auf der turmartigen Spitze des Felsens steht ein großes eisernes Kreuz, und zur Not ist da noch Platz für vier Menschenfüße.«
Allerdings hat man auf dem Südharz des Ilsesteins bei Ausgrabungen wahrhaftig die Grundmauern einer Burg entdeckt. Vermutlich handelte es sich dabei aber lediglich um einen 1033 errichteten Turm mit einem Schutzwall. Anders als in der Sage durch eine böse Hexe, soll die Burg 1107 aber auf Geheiß des Papstes zerstört worden sein.
Voll praller Eindrücke machen wir uns auf den Rückweg vom 473 Meter hohen Ilsestein durch herrlichen Buchenwald zurück nach Ilsenburg, das auf einer Höhe von rund 300 Metern liegt.
Text, Fotos und Gestaltung: Michael Hotop, Jochen Hotop
Neben dem Fremdenverkehr hat Ilsenburg auch eine lange Industrietradition, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, als in der Region Eisen gewonnen und verarbeitet wurde. Und heute? In dem Gewerbegebiet vor der Stadt sind Werke der ThyssenKrupp AG und der Ilsenburger Grobblech, einer Tochter der Salzgitter AG, ansässig.
In einem aktuellen Ranking der Größten Unternehmen Sachsen-Anhalts, belegt Thyssen mit über 1900 Mitarbeitern, davon 1000 in Ilsenburg, Platz 14, während die Salzgitter-Tochter mit knapp 800 Beschäftigten auf den 35. Platz kommt. »Wir haben in Ilsenburg die Vollbeschäftigung erreicht«, freut sich Bürgermeister Dennis Loeffke und geht auch für die kommenden Jahre von einer gleichbleibend guten Entwicklung aus.
Wanderung in Bildern:
Ilsenburg – Ilsetal – Ilsefälle – Rote Brücke – Plessenburg – Paternosterklippe – Ilsestein – Ilsenburg